482 Übergriffe an 325
Betroffenen, mehr als die Hälfte davon sexueller Art. Das ergab eine
Untersuchung der unabhängigen Plattform „Betroffene kirchlicher
Gewalt". Ihr heute veröffentlichter Bericht zeigt, dass Mädchen
im Alter von 6 bis 8 Jahren, Buben zwischen 10 und 12 Jahren und
Kinder aus sozial schwachen Schichten besonders ausgeliefert waren.
Der Großteil der Taten fand in katholischen Internaten und Heimen
statt. Mehr als die Hälfte der Anrufer gaben an, von weiteren
Misshandlungen zu wissen. Für Philipp Schwärzler, klinischer
Psychologe, ist die Theorie einzelner schwarzer Schafe in der Kirche
nicht mehr vertretbar:
„Die Betroffenen haben
uns 422 Personen als Täterinnen und Täter genannt. Davon waren
78,2% männlich. Die größte Gruppe, 43,3%, im Alter zwischen 30 und
39 Jahren. 63%, in absoluten Zahlen 264 der Misshandler waren
geweihte Priester, wenn man die Ordens- und Weltpriester
zusammenfasst. 20,8% der Täter waren als nicht geweihtes Mitglied
einem Orden angehörig. Leihmitarbeiter wurden mit 13,8% als
Misshandler genannt. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die
katholische Kirche im Bereich Gewalt gegen Kinder vor allem Probleme
bei theologisch gut ausgebildeten MitarbeiterInnen hat. Und gerade
die geweihten Priester die größte Gefahrenpotential für die Kinder
darstellen."
Gründe dafür sieht man
vor allem in der Struktur der Kirche. Der autoritäre Aufbau der
Institution, die alleinige Zuständigkeit von Rom, fördert die
Verschleierung von Vorfällen...