Vor allem am Land nnutzen viele Österreicher die Mindestsicherung nicht - und das obwohl sie Anspruch darauf hätten. Der soziale Druck sei größer, außerdem haben viele Angst Grundbesitz oder Eigenheime zu verlieren, so die Autoren einer Studie im Auftrag des Sozialministeriums. Die sogenannte bedarfsorientierte Mindestsicherung hat im Jahr 2010 die frühere Sozialhilfe abgelöst. Sie unterstützt jene Menschen, die nicht erwerbstätig sind und weder Arbeitslosengeld noch Pension oder andere Zuwendungen bekommen. Minister Hundstorfer schätzt, dass nocheinmal so viele Menschen anspruchsberechtigt wären, wie jetzt bereits Mindestsicherung beziehen. Hundstorfer dazu:
„Eine gewisse „non-take Rate“ gab es immer schon und in den Ballungsräumen war diese Rate immer schon geringer. Es gibt da unterschiedliche Motive und man soll die Leute nicht verurteilen. Wer gibt schon gerne in der Öffentlichkeit zu, dass er kein Geld hat, dass er ein Problem hat.“
Im Vergleich zur früheren Sozialhilfe ist die Zahl der Bezieher allerdings leicht gestiegen. Studienautorin Claudia Sorger sieht eine Entwicklung zum positiven:
„Es dürften die Hürden um Mindestsicherung zu beziehen jetzt niedriger sein, als sie zur Zeit der Sozialhilfe waren. Das betrifft auch den ländlichen Raum, weil gerade im ländlichen Raum die soziale Kontrolle eine sehr große ist. Das heißt wenn ich damals aufs Gemeindeamt gegangen bin, dann habe ich die Person gekannt, die dort gesessen ist. Jetzt habe ich mehrere Möglichkeiten zur Antragsstellung. Ich kann den Antrag auch direkt beim AMS abgeben. Eine Mindestsicherung hat weniger stigmatisierende Effekte, als eine Sozialhilfe gehabt hat..“
Im Unterschied zur früheren Sozialhilfe müssen Mindestsicherungsempfänger mit dem Arbeitsmarktservice zusammenarbeiten, um ihren Anspruch nicht zu verlieren...