Im Zuge der Debatte um die Neuausrichtung des österreichischen Gesundheitssystems fordern die Allgemeinmediziner heute die Politik auf, betreffend der Primärversorgung Nägel mit Köpfen zu machen: In der von Bund und Ländern beschlossenen 15a-Vereinbarung zur Gesundheitsreform ist zwar die Rede von der Aufwertung dieser. Nach wie vor fehle es aber an konkreten Schritten, die dringend nötig seien, so die Vertreter der Allgemeinmediziner. Die ärztliche Versorgung im österreichischen Gesundheitssystem sei derzeit gekennzeichnet durch eine Krankenhauszentrierung und durch eine untergeordnete Rolle der Primärversorgung im Vergleich zu Systemen in anderen entwickelten Ländern. Die Primärversorgung in Österreich sei zudem zahlenmäßig unterbesetzt und von einem Mangel an Vorsorgemedizin geprägt. Dies müsse sich schleunigst ändern, Best Practice Beispiele wie ein verbessertes österreichisches Modell aussehen könnte gäbe es bereits genug, so Dr. Harald Schlocker, stv. Obmann der Sektion Allgemeinmedizin in der Österreichischen Ärztekammer:
„Es gibt hier schon seit Jahren Lippenbekenntnisse. In jeder Gesundheitsreform wird angesprochen, dass der niedergelassene Bereich gestärkt gehört. Bis heute waren es nur Lippenbekenntnisse. Wir haben heute gehört welche positiven Auswirkungen in Baden-Württemberg gebracht hat, vor allem auch was die Versorgung von chronisch Kranken betrifft, die ja doch den Hauptteil der Ausgaben im Gesundheitssystem ausmacht – und auch wie an diesen Kosten effizient gespart werden könnte. Wir fordern dringend eine Umsetzung unseres Hausarzt- und Vertrauensarztmodells, welches 2010 von der Bundeskurie der Niedergelassenen Ärzte beschlossen wurde und, wie wir glauben, einen wesentlichen Schritt hin zu einer besseren, ökonomischeren und auch wohnortnahen Versorgung der Patienten führen würde...