Betreffend die Diskussion der ÖVP und der Industriellenvereinigung, den 12-Stunden-Tag leichter umzusetzen, warnt nun die SPÖ erneut davor, das Arbeitszeitgesetz aufzuweichen. Sozialminister Rudolf Hundstorfer entgegnet, dass die österreichischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bereits heute äußerst flexibel seien, und verweist dabei auf eine Studie der EU-Kommission, die Österreich gemeinsam mit Großbritannien als bei der Arbeitszeit flexibelstes Land der EU ausweist. Der Vorsitzende der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG), Wolfgang Katzian, ortet in der Diskussion andere Interessen:
"Es geht in der Diskussion um etwas anderes. Es geht nicht darum, etwas zu ermöglichen, was es ohnehin schon gibt, sondern es geht darum, etwas zu ermöglichen, was es jetzt schon gibt und gleichzeitig billiger zu machen. Also geht es in Wirklichkeit um nichts anderes, als um die Frage, ob man bei entsprechender Mehrarbeit Zuschläge bekommt oder nicht. Das ist der Kern der Diskussion. Und da sagen wir ganz klar: Wenn man der Meinung ist, dass Zuschläge für Mehrarbeit wegfallen sollten, dann ist das Lohnraub, und das geht nicht mit den Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern."
Unter bestimmten Voraussetzungen ist es bereits heute möglich, 12 Stunden und sogar bis zu 24 Stunden zu arbeiten, jedoch sind solche Ausnahmen von der derzeitigen Tageshöchstarbeitszeit von 10 Stunden nur mit der Zustimmung der Sozialpartner möglich. Zudem gibt es in allen Modellen einen "Produktivitätsausgleich", so Katzian. Dieser Ausgleich erfolgt einerseits in Form von Geld (höhere Grundstundenlöhen oder Überstundenzuschläge), andererseits in Freizeit - Stichwort Viertage-Woche - oder in Form von Zeitsouveränität im Zusammenhang mit Gleitzeitmodellen...