Niemals zuvor haben die Regierungsparteien so wenige Stimmen erhalten wie zur Nationalratswahl 2013 und niemals zuvor haben sich die Wählerinnen und Wähler so spät für eine Partei entschieden, mehr als ein Drittel haben die Entscheidung erst im Intensivwahlkampf getroffen. Das geht aus der Wahltagsbefragung des Instituts Ecoquest hevor, für die am Sonntag 1.250 Wähler und Wählerinnen telefonisch befragt wurden. Mit 49 Prozent hat beinahe jeder zweite Wähler in den Wochen vor der Wahl sich überlegt, für eine andere Partei zu stimmen als für die letztendlich gewählte. Dabei wurden von allen Wählern vor allem die Grünen in Erwägung gezogen, besonders hoch ist dabei der Anteil der SPÖ-Wähler. Insgesamt hält die SPÖ knapp drei Viertel ihrer Wähler von 2008, verliert vor allem an die FPÖ und die Grünen, sehr ähnlich verhält es sich bei der Abwanderung in der ÖVP, statt zu den Grünen gingen die Wähler jedoch zu den NEOS, welche mit 4,8 Prozent Stimmen einen Überraschungserfolg schafften und in den Nationalrat einziehen werden. Dazu der Meinungsforschungsexperte und Studienleiter der Wahltagsbefragung, Dr. Peter Ulram:
"Die SPÖ hat sichtlich vor allem den Druck der FPÖ unterschätzt, und die ÖVP hat einfach die NEOS nicht ernst genommen, die haben sich ja erst in den letzten Wochen zu ihrer momentanen Stärke entwickelt und obwohl die Person Haselsteiner möglicherweise bestimmte Angriffspunkte geboten hätte, wurden sie einfach ignoriert - der Wähler hat sie bekanntlich nicht ignoriert. Ändern die beiden Regierungsparteien nicht bestimmte Haltungsweisen und politische Inhalte grundsätzlich, ist es absehbar, dass es das letzte Mal war, dass sich das ausgegangen ist. Die Performance der Oppositionsparteien war unterschiedlich, die FPÖ hat sichtlich einen Teil ihrer Krise - Stichwort Kärnten, Stichwort offene Hände - ansatzweise überwunden, konnte von Parteienverdrossenheit über substantielle Poltiikkritik bis zum EU-Thema, wo man ihr weitgehend das Feld überlassen hatte, auch mit den Themen punkten...