Das Rote Kreuz warnt vor einer möglichen Kommerzialisierung im Bereich des Rettungsdienstes. Momentan funktioniert die Versorgung in Österreich sehr gut, berichtet Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes. Aufgrund des unbezahlbaren Engagements von 60.000 freiwilligen Helfern gibt es keine unterversorgten Gebiete, egal ob Ballungsräume oder entlegene Täler. Kommerzielle Anbieter könnten sich hier die Rosinen herauspicken und das Gleichgewicht gefährden. Gerald Schöpfer warnt davor, die erstklassige Versorgung in Österreich als selbstverständlich anzusehen:
„Das ist nicht überall so. Es gibt viele Länder, wo das nicht in dieser Form funktioniert. Es ist aber auch bei uns in Österreich keine Selbstverständlichkeit. Es gibt durchaus Tendenzen und Gefahren, die dieses Freiwilligensystem und den Verbund von Rettungsdienst und Krankentransportwesen gefährden könnte. Wir sehen, dass es immer wieder Tendenzen in Richtung Kommerzialisierung gibt. Als einer, der im Hauptberuf Professor für Ökonomie ist, bin ich durchaus ein Freund der Marktwirtschaft. Es gibt aber durchaus Bereiche, wo die Marktwirtschaft versagt. Wo man nicht alles über Preise, über Angebot und Nachfrage regeln kann.“
Schöpfer gibt auch zu bedenken, dass man, einmal auf kommerzielle Dienstleister umgestiegen, nur schwer wieder zurück könne. Viele Freiwillige und Strukturen wären schon nach kurzer Zeit verloren, ist er überzeugt. Die EU hat jüngst auf diese Fakten reagiert, und in der neuen Vergaberichtlinie Freiräume für gemeinnützige Organisationen geschaffen. Nun gilt es aber diese Freiräume auch zu nützen, erklärt Heidrun Maier-de Kruijff vom Verband der Öffentlichen Wirtschaft und Gemeinwirtschaft:
„Wir haben ein bisschen die Erfahrung, dass nationale Gesetze oft strenger sind, als es der europäische Gesetzgeber vorsieht...