Laut der Energieregulierungsbehörde E-Control würden kürzere Engpässe bei der Lieferung von russischem Gas derzeit kein Problem für Österreich darstellen. Walter Boltz, Vorstand der E-Control, sieht im Moment die Gazprom aber "ohnehin bemüht", die Gaslieferungen nach Europa einzuhalten. Österreich sei aktuell zudem besser auf eine Gaskrise vorbereitet, als dies noch 2006 und 2009 der Fall war, nicht zuletzt wegen der überdurchschnittlich hohen Kapazität an Gasspeichern. Nichtsdestotrotz sei die Abhängigkeit von russischem Gas "durchaus relevant", so Boltz, Wege aus der Abhängigkeit jedoch prinzipiell möglich, aber mit erheblichem Kosten- und Zeitaufwand verbunden. Boltz:
"Für Österreich würde eine kürzere Unterbrechung, also alles was jetzt nicht länger als zwei, drei Monate ist, wahrscheinlich kaum Auswirkungen haben, vielleicht mit der Ausnahme eines bestimmten Preisanstieges beim Großhandel. Wir könnten auch eine nicht all zu lange Unterbrechung, also eine Unterbrechung bis in den Herbst hinein, ohne Probleme überstehen. Eine nachhaltige, über ein Jahr oder darüber hinaus gehende Unterbrechung würde natürlich auch bei uns zu Problemen führen. Aber im Augenblick sind wir, weil es viel Speicher gibt, weil viel Gas am Markt ist, sehr gut auf Unterbrechungen vorbereitet. Und wir erwarten daher, auch falls es Unterbrechungen gibt, keinerlei Probleme bei den Endkunden."
Mit 60 Prozent am gesamten österreichischen Gasverbrauch hat Russland eine starke Stellung in der heimischen Gasversorgung. Zu 20 Prozent beziehen wir unser Gas zudem aus Eigenproduktion, die restlichen 20 Prozent werden aus Deutschland bzw. Norwegen importiert. Österreich habe glücklicherweise technisch die Möglichkeit, Gas auch in größerem Umfang aus Deutschland zu importieren, welches aus Norwegen oder von Flüssiggasterminals aus Nordeuropa stammt...