Jeder kennt ihn, heuer wird er 40 Jahre alt: Der Mutter-Kind-Pass. Die Mütter- und Kindersterblichkeit, 1973 in Österreich noch doppelt so hoch wie in vergleichbaren Ländern, konnte mittlerweile auf niedrige 5,1 beziehungsweise 3,2 Promille gesenkt werden. Experten gehen davon aus, dass diese Raten kaum noch zu senken sind. Sepp Leodolter trat als Gynäkologe und Geburtshelfer in die Fußstapfen seiner Mutter, die als Gesundheitsministerin den Mutter-Kind-Pass im Jahr 1974 ins Leben gerufen hatte. Leodolter über die Jahre davor:
„Es hat Anfang der 70iger Jahre in der Medizin fulminante Neuerungen gegeben: Ultraschall, Herztonregistrierung der Schwangeren, Blutanalyse des ungeborenen Kindes. In Österreich hat sich das nur nicht herumgesprochen. 1973 war die Todesrate der Säuglinge doppelt so hoch war wie in vergleichbaren europäischen Ländern. Da musste etwas geschehen. Das schöne ist, dass diese Art der Vorsorge sofort gewirkt hat. Innerhalb von fünf Jahren kam es zu einer Halbierung der Zahlen.“
Die Medizin hat in den letzten 40 Jahren erhebliche Fortschritte gemacht, besonders was den Bereich vor, während und knapp nach der Geburt betrifft. Der Mutter-Kind-Pass wurde gemäß neuer Erkenntnisse und Anforderungen immer wieder angepasst, erklärt Reinhold Kerbl, Präsident der österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde:
„Der Mutter-Kind-Pass ist natürlich nichts, was auf alle Zeiten gleichbleiben kann. Gerade bei Vorsorgeuntersuchungen muss man sich an neue Entwicklungen und neue Herausforderungen anpassen. Deshalb muss man den Mutter-Kind-Pass immer wieder einer Evaluierung unterziehen. Schauen was noch sinnvoll wäre, vielleicht auch durchaus einmal etwas wegnehmen, wenn man draufkommt, dass es nicht sinnvoll ist...