Weniger Unternehmensinsolvenzen, dafür mehr Privatinsolvenzen - das ist das Fazit des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV 1870) über die Entwicklung im ersten Halbjahr 2015. Die mangels Masse nicht eröffneten Verfahren gingen in diesem Zeitraum um 13,5 Prozent zurück. Die Passiva sind über 25 % geringer als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, was den Trend zu kleineren Insolvenzfällen sehr deutlich untermauert. Weniger Insolvenzen sind in diesem Fall für Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter KSV1870 Insolvenz, allerdings nicht unbedingt ein Zeichen einer florierenden Wirtschaft:
"Im erstern Halbjahr gab es 2.540 Insolvenzen in österreichischen Unternehmen - das sind zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Auf den ersten Blick kann man sich darüber freuen und es als positiv einschätzen. Wenn man sich die Ursachen ansieht und darüber nachdenkt, kommt man sehr rasch drauf, dass das nicht ein Signal ist für die Kraft und Stärke der Unternehmen, sondern für einen Mangel an Dynamik, für eine Stagnation der Entwicklung und, dass dieser Rückgang an Insolvenzen praktisch ausschließlich einem niedrigen Zinsniveau geschuldet wird. Niedrige Zinsen, die ich als Sauerstoffzelt der Wirtschaft bezeichne.“
Das Problem mit niedrigen Zinsen ist, dass sobald die Wirtschaft wieder nachhaltig angesprungen ist, sich auch die Zinsen wieder erhöhen werden und Unternehmen, die jetzt hohe Schulden und ein zu geringes Ertragspotenzial haben, reihenweise in die Insolvenz abrutschen werden. Die insgesamt meisten Insolvenzen gab es auch heuer wieder in der Baubranche samt ihren Nebengewerben. Auch die Gastronomie und die Branche der unternehmensbezogenen Dienstleistungen finden sich auf den vordersten Plätzen...