Seit Mitternacht gilt im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen ein Aufnahmestopp. Nach einer gesundheitsbehördlichen Untersuchung wurde dieser vom Land Niederösterreich verhängt. Derzeit befinden sich etwa 4.500 Flüchtlinge in Traiskirchen. Das Lager ist überfüllt und es herrschen katastrophale Zustände, berichtet nun auch die Volksanwaltschaft. Franjo Schruiff inspizierte das Lager am 15. Juli als Kommissionsleiter der Volksanwaltschaft. Im Rahmen einer heute stattgefundenen Pressekonferenz berichtete Schruiff von schwerwiegenden Missständen, die vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge treffen:
„Die Gesamtsituation ist dramatisch: Wir haben eine große Anzahl von Jugendlichen, die im Freien campieren – wenn man das so nennen mag. Die Einrichtung dort ist nicht darauf ausgerichtet mit so vielen Personen umzugehen. Sie sind nicht in der Lage mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in dieser großen Anzahl umzugehen. Etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Personen in Traiskirchen sind unter 18. Das Problem ist, dass diese jungen Kinder und Jugendliche sich sehr schlecht zurecht finden und immer die letzten sind, da sie unbegleitet sind. Problematisch ist aber nicht nur, dass die Jugendlichen keine besondere Betreuung haben, wie an sich vorgesehen wäre. Sie haben auch keine Vertretung und soweit sie eine Vertretung haben, kennen sie diese nicht. Sie haben keine Ahnung über den Verfahrensstand. Sie haben teilweise Zettel und Bescheide, teilweise auch gar keine Informationen, wie es rechtlich weitergeht. Sie hoffen, dass sie möglichst rasch von Traiskirchen wegkommen, aber es sind einige, die seit Februar oder März dort sind und nicht wissen, wie es mit ihnen weitergeht...