„Österreich verstößt in Traiskirchen, mit Ausnahme der Folterkonvention, gegen fast alle Menschenrechtsstandards“, so das harte Urteil von Amnesty International Generalsekretär Heinz Patzelt, nach dem Amnesty-Lokalaugenschein in Traiskirchen. Die Ursachen sieht Patzelt fast ausschließlich in administrativen Fehlern, die weitestgehend leicht zu vermeiden wären. Daniela Pichler, Campagnen-Leiterin von Amnesty und Mitglied der Research-Mission in Traiskirchen, zeigt sich schockiert über die Verhältnisse in der Bundesbetreuungsstelle:
„Am sechsten August haben über 1500 Menschen im freien geschlafen, hatten kein Dach über dem Kopf. Dazu kommen noch jene, die außerhalb der Betreuungsstelle in Parks, am Bahnhof und auf Bänken schlafen. Seit dem Aufnahmestopp vom fünften August gingen die Zahlen in der Betreuungsstelle zwar etwas herunter, in der direkt angeschlossenen Sicherheitsakademie und den davor stehenden Bussen, schnellen sie jedoch in die Höhe. Wir wissen, dass Menschen dort teilweise die Nächte verbringen müssen, und dass diese Busse tagsüber brütend heiß werden. Für Amnesty International kommen diese Busse als Ersatz für ordentliche Unterkünfte einer unmenschlichen Behandlung gleich. Übernachten im Freien bedeutet aber nicht nur, dass man dem Wetter ausgeliefert ist. Es bedeutet vor allem auch erhöhte Schutzlosigkeit.“
Frauen, Kinder, Männer und unbegleitete Flüchtlinge sind gleichermaßen betroffen. Die Obdachlosigkeit sei allerdings nur die Spitze des Eisbergs. So versäumen Flüchtlinge regelmäßig ihre Mahlzeiten, weil sie sich tagelang für ihre Identitätskarte anstellen müssen. Für tausende Flüchtlinge gibt es im Lager nur einen Drucker, und der funktioniere nicht immer...