Die Anschläge von Paris und die höchste Terrorwarnstufe in Brüssel haben gezeigt, dass der islamistische Terrorismus im Herzen von Europa angekommen ist. Der Drahtzieher der Pariser Anschläge war Abdelhamid Abaaoud, ein Belgier der in Brüssel im Stadtteil Molenbeek aufwuchs, einer Hochburg der islamistischen Szene. Ein Täter also aus der Mitte der europäischen Gemeinschaft, angeworben vom IS, dem sogenannten Islamischen Staat. Islamistischen Terror hat es schon seit langem gegeben – auch in Europa. Mit dem IS hat der Terrorismus eine neue, beängstigende Stufe erreicht. Edit Schlaffer, Sozialwissenschaftlerin, Autorin und Aktivistin:
„Terror war schon lange Alltag für sehr viele Menschen. Nicht für uns hier, aber für sehr viele Menschen weltweit, zum Beispiel in Pakistan, in Indien. Wir haben Nine-Eleven erlebt, Anschläge in Madrid, in London. Es hat Al-Qaida gegeben, es hat Bin Laden gegeben, aber es war viel überschaubarer. Denn heute haben wir es mit einer Bewegung zu tun, die kein Interesse hat an Verhandlungen, die kein Interesse an einem Sitz im Sicherheitsrat hat. Sie sind völlig losgelöst von allem woran wir glauben: Verhandlung, Dialog, Debatte – das kommt alles im Vokabular dieser islamistischen „Gotteskrieger“ nicht vor!“
Im Gegensatz zu anderen Terrororganisationen möchte der IS ein tatsächliches Staatsgebiet, ein Kalifat errichten. Deswegen rekrutiert der IS massiv und weltweit. Die Angeworbenen sind oftmals junge Menschen und stammen aus den verschiedensten Ländern und sozialen Milieus. Das reicht von frustrierten jungen Palästinensern bis hin zum englische Sohn aus reichem Hause, der sich heimlich radikalisiert. Dass aus jungen Menschen Terroristen werden, ist außerhalb der jeweiligen Familien kaum bemerkbar...