Die Durchimpfungsraten liegen in Österreich auf einem Niveau, welches keinen Bevölkerungsschutz vor Masern, Keuchhusten oder der Grippe gewährleistet. Weniger als zehn Prozent der Österreicher und Österreicherinnen sind gegen Influenza, also die Virengrippe geimpft. Dabei müssten gerade bei diesen Krankheiten die Durchimpfungsraten besonders hoch sein, um einen Herdenschutz zu erreichen. Darunter versteht man das Ziel, von Mensch zu Mensch übertragbare Erkrankungen auszurotten oder zumindest weit einzudämmen. Von einem flächendeckenden Impfschutz ist man in Österreich noch weit entfernt. Univ.-Prof. Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien und wissenschaftliche Leiterin des Österreichischen Impftages 2016:
„Jede Erkrankung hat einen bestimmten Grenzwert, der erreicht werden muss, damit ich einen Herdenschutz erreiche. Bei Masern ist der zum Beispiel sehr hoch, da müssten 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein, um das Einschleppen von Erkrankungen, Ausbrüche und Epidemien zu verhindern. Wir wissen, dass wir das in Österreich nicht erreicht haben. Gerade bei der jugendlichen und erwachsenen Bevölkerung sind wirklich Impflücken zu verzeichnen. Ähnlich ist das bei anderen Erkrankungen, wie Keuchhusten. Auch hier wurde der Schwellwert nicht erreicht, der garantiert, dass wir einen Herdenschutz haben. Hier sind es nicht nur die Kinder, sondern vor allem die erwachsene Population, die nachhinkt und vermehrt nachgeimpft werden muss. Influenza ist unser schlechtestes Beispiel in Österreich. Hier ist die Durchimpfungsrate bei unter zehn Prozent, da ist überhaupt nicht die Rede von einem Herdenschutz, geschweige denn, dass die Leute individuell geschützt sind...