Der österreichische Presserat hat im Jahr 2015 Beschwerden in 253 Fällen geprüft, und in 44 Fällen befunden, dass Ethik-Verstöße Vorliegen. Der Presserat ist eine Selbstkontroll-Einrichtung der österreichischen Zeitungen und Zeitschriften. Diese haben sich gemeinsam auf einen Ehrenkodex geeinigt, anhand dessen der Presserat einzelne Artikel Verstöße überprüft. Jede Leserin, und jeder Leser, kann per Email an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! eine Beschwerde beim Presserat einreichen. Negativer Spitzenreiter ist, wie schon im Jahr zuvor, die Kronen Zeitung, bei der in 54 untersuchten Fällen 19 Verstöße festgestellt wurden. Am zweiten Platz liegt die Tageszeitung Österreich. Hier kam es in 29 Fällen zu neun Verstößen. Auch bei den Presserat-Beschwerden stand im Jahr 2015, das Thema Flüchtlinge im Zentrum. Dejan Jovicevic, Senatsvorsitzender im Presserat, berichtet über einen Fall im Zusammenhang mit den 71 toten Flüchtlingen in einem an der A4 bei Parndorf abgestellten Kühl-LKW:
„Da hatte die Kronen Zeitung ein relativ großes Bild von den ineinander verhakten Leichen der Flüchtlinge auf dem Boden der Ladefläche - aus unserer Warte in einer entstellenden Art und Weise. Hier haben wir entschieden, dass die Menschenwürde und der Persönlichkeitsschutz, sowie die Verletzung des Pietätsgefühls der nahen Angehörigen der Opfer überwiegt, und nicht das Interesse der Öffentlichkeit an den durchaus heiklen Themen Flüchtlinge und Schlepperkriminalität. Auch deshalb, weil der Artikel zum Bild dann nicht primär über das Leid der Flüchtlinge geschrieben hat, sondern eher über die Schlepperkriminialität.“
Die Flüchtlingstragödie an der A4 war auch jenes Thema, dass mit Beschwerden von 180 Personen, den absoluten Negativrekord in der Geschichte des Presserates verzeichnete...