Traditionelle Rollenbilder, in denen Frauen die Kinderbetreuung übernehmen, sind für Lehrlinge passé – das zeigt eine vom Institut für Jugendkulturforschung in Kooperation mit dem Bundesministerium für Jugend und Familien (BMFJ) durchgeführte Studie. Somit zieht die Gruppe der Auszubildenden, die sehr früh in die Arbeitswelt eintritt, jener Gruppe der bildungshöheren Jugendlichen nach. Laut Studie spielen zusätzlich Ausgeglichenheit zwischen Arbeit und Freizeit, Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine zentrale Rolle bei der Berufswahl. Die Wahl des Berufsfeldes ist von persönlichen Interessen bestimmt und spiegelt die Mentalität der jeweiligen Berufsgruppen wider. Generell gestaltet sich das Bild der Lehrlinge also stark differenziert und in ihren Werten moderner orientiert als angenommen, wie Sophie Karmasin, Bundeministerin für Familien und Jugend, erläutert:
„Es ist doch sehr erstaunlich, dass Lehrlinge diesem traditionellen Bild von Geschlechterrollen gar nicht mehr anhängen. Bei der Frage ‚Wie steht man dazu, ob die Frau zu Hause sein soll‘ sagt die Mehrheit der Frauen ‚Nein, sie sollen relativ bald wieder in den Job einsteigen‘. Interessanterweise sind hier die Männer ein bisschen zurückhaltender und einen Tick traditioneller als die weiblichen Lehrlinge. Beide Gruppen wollen das Familien-, Privat- und berufliche Leben miteinander verbinden, die Frauen aber wiederum ein Stück weit mehr, als die Männer. Von den Frauen sehen das 90 Prozent in ihrer Lebensplanung so vor, während die Männer das mit 80 Prozent zwar ähnlich sehen, aber eben nicht ganz so stark wie die Frauen. Also das ganz traditionelle Bild, dass sich Frauen um den Haushalt und die Familie kümmern sollen, während der Mann für das Einkommen sorgt, wird klar abgelehnt – bei den Frauen von über 80 Prozent, bei den Männern nicht ganz so dramatisch mit über 60 Prozent...