Psychisch erkrankte Menschen erhalten in Österreich oft keine ausreichende Behandlung. Schuld daran sind oftmals hartnäckige Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen, unzureichende Versorgung mit Kassenfachärzten sowie fehlende Prävention. Laut der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie gibt es österreichweit nur 150 PsychiaterInnen mit Kassenvertrag. Viele Betroffene lassen sich deswegen vom Allgemeinmediziner mit Psychopharmaka behandeln und verzichten auf eine zusätzliche Gesprächstherapie. Von den rund 900.000 PatientInnen, die Psychopharmaka einnehmen, sind nicht einmal 15 Prozent in psychotherapeutischer Behandlung. Daran stoßen sich Fachärzte der Psychiatrie und Psychotherapie. Sie nehmen den internationalen Tag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober 2016 zum Anlass, um auf die Missstände in diesen Bereichen hinzuweisen und zur Vorsorge aufzurufen. Dr. Werner Schöny, Präsident von pro mente Austria, erklärt die Dringlichkeit des Themas:
„Die Welt ist im Umbruch. Der Pegel an Angst steigt auf unterschiedlichen Ebenen, wir wissen nicht wie es wirtschaftlich weitergehen wird, wir haben Ängste über politische Umwälzungen, Terrorangst und so weiter. Also wir haben einen sehr hohen Angstpegel und wenn dieser hoch ist, besteht die Gefahr, dass Menschen, die an der Kippe stehen, in psychische Krankheit überlaufen. Beziehungsweise sind diese Ängste oft Auslöser für psychische Erkrankungen. Soziale Verhältnisse spielen eine sehr große Rolle. Wir haben eine zunehmende Anzahl an Menschen, die in Armut leben – das ist auch ein Hochrisikofaktor. Und drittens gibt es das Problem der MigrantInnen – das sind Menschen, die schwerste Traumata und Belastungen erlebt haben...