Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) fordert heute, Donnerstag, von internationaler und österreichischer Politik mehr humanitäres Engagement im Umgang mit Flüchtlingen, die über das Mittelmeer nach Europa fliehen. Lösungsansätze sieht die Nichtregierungsorganisation vor allem in der Schaffung von legalen Fluchtwegen nach Europa und der Ausweitung der Frontex-Rettungsmission. Derzeit bestehende Internierungslager für Flüchtlinge, wie sie etwa in Libyen bestehen, werden von MSF aufgrund der miserablen Umstände vor Ort aufs Schärfste verurteilt. Mario Thaler, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Österreich, illustriert die derzeitige Situation im Mittelmeer anhand von Zahlen:
„Allein dieses Jahr wurden von Ärzte ohne Grenzen bereits 8.000 Menschen aus der Seenot gerettet und es gab im selben Zeitraum bereits über 1.300 Tote im Mittelmeer. 2016 war die Zahl der von MSF Geretteten über 20.000 Menschen und die der Toten über 5.000. Wenn wir die Menschen auf unsere Schiffe übernehmen, sehen wir zunehmend Spuren von Misshandlung und Folter. Die meisten berichten über Gewalt, Ausbeutung, Entführung und Vergewaltigung auf dem Weg bis zum Mittelmeer und ganz besondere in Libyen. Die Menschen sind unterkühlt, dehydriert und haben Verätzungen aufgrund des Diesel-Meerwasser-Gemisches, dem sie bei der Überfahrt ausgesetzt sind. Jede zehnte Frau, die wir übernehmen, ist schwanger. MSF rettet dieses Menschen in Seenot und wird es weiter tun, weil es der humanitäre Imperativ fordert. Als humanitäre Organisation können wir nicht zusehen und es nicht zulassen, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken. Aber Seenotrettung ist nicht die Lösung, es ist ein Symptom einer immer restriktiveren EU-Politik, die die Menschen auf immer gefährlichere Routen treibt...