Das erst vergangene Woche neu gewählte Präsidium der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) meldet sich mit heftiger Kritik am heute im Parlament zur Abstimmung vorliegenden Primärversorgungsgesetz zu Wort. Die Ärztinnen warnen vor Abwanderung junger KollegInnen, dem Niedergang der wohnortnahen Versorgung und dem Entstehen einer Zweiklassenmedizin. Der einstimmig gewählte ÖAK-Präsident Thomas Szekeres betont die Wichtigkeit eines solidarischen Gesundheitssystems und einer ‚rehumanisierung‘ des Arztberufes. Kostendruck und immer neue rechtliche Verpflichtungen - verbunden mit enormen bürokratischem Aufwand - würden die Zeit, die Ärztinnen tatsächlich mit ihren PatientInnen verbringen, immer weiter beschneiden. Von der Politik fühlt man sich in der Ärzteschaft in Sachen Primärversorgungsgesetz überrumpelt. ÖÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart:
„Die Politik hat uns mit diesem Thema in einer sehr bürokratischen Art und Weise konfrontiert. Alle unsere Einwendungen wurden nicht wirklich ernst genommen. Daher sind wir mit dem aktuellen Entwurf, der heute zur Abstimmung kommt, nicht einverstanden. Eindeutig nicht einverstanden. Es ist unserer Ansicht nach viel zu wenig Motivation drinnen, für junge Kolleginnen und Kollegen in dieses Modell einzusteigen. Es ist viel zu wenig Investitionssicherheit für junge Kolleginnen und Kollegen gegeben. Es gibt hier bedrohliche Paragraphen. Ein solches Gesetz jungen Kolleginnen und Kollegen zu empfehlen, das wäre unverantwortlich von uns. Und es wäre unverantwortlich gegenüber den Patienten, eine solche Struktur aufzubauen, wenn so viele Aspekte nicht beachtet wurden.“
Steinhart betont nicht gegen Neuerungen zu stehen, will aber Bewährtes nicht ‚wegwerfen‘...