170.000 Zehn- bis 18-Jährige in Österreich leiden unter psychischen Belastungen, 100.000 davon sind akut behandlungsbedürftig – das zeigen Zahlen einer aktuellen Studie der MedUni Wien und der Ludwig Boltzmann Gesellschaft, die heute, Donnerstag, von der Ärztekammer präsentiert wurde. Die Ärztekammer will damit auf die bestehende Unterversorgung des Fachbereichs der Kinder- und Jugendpsychiatrie hinweisen. Neben zu wenig JungmedizinerInnen, die sich für den Bereich entscheiden, fehlt es auch an einer flächendeckenden Versorgung und genügend Kassenstellen. Derzeit gibt es laut Ärztekammer österreichweit 26 Kinder- und JugendpsychiaterInnen mit Gebietskrankenkassenvertrag, brauchen würde es 106. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, sieht den Ausbau des Fachbereiches als Investition in die Zukunft:
„Bis jetzt hat man sich immer die bequemen zehn Prozent an jenen Kindern gedacht, die Behandlungsbedarf haben. Jetzt ist aber doch herausgekommen, dass immerhin ein Viertel der Zehn- bis Achtzehnjährigen hier zum Teil mit behandlungsbedürftigen psychischen Belastungen versehen sind. Hier muss man auch auf die Wichtigkeit hinweisen, dass man nicht nur jemandem hilft; sondern dadurch, dass es ja Kinder sind, denen man hilft, kommen noch prospektive Faktoren dazu. Also wenn jemand in der Kindheit Beschwerden hat und nicht behandelt wird, kann sich das zukünftig im Erwachsenenalter in vielen Beschwerden und Krankheiten äußern.“
Unerkannte psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen verursachen oftmals auch im Erwachsenenalter Probleme. Vor allem sogenannte ‚stille‘ Formen psychischer Erkrankungen wie depressive Störungen fallen in vielen Fällen lange nicht auf und werden deshalb nicht therapiert...