Heute gibt es fast nur noch halb so viele Gerichtsdolmetscher wie vor 13 Jahren und das obwohl der Bedarf an Übersetzungsleistungen kontinuierlich zugenommen hat. Ein Hauptgrund dafür ist - neben schlechten Arbeitsbedingungen - die schlechte Entlohnung. Um auf das Problem aufmerksam zu machen wurde heute, am 17.September, ein österreichweiter Aktionstag ausgerufen. Im Rahmen einer Informationsveranstaltung im Wiener Landesgericht erklärte die Präsidentin des Dolmetscherverbandes, Dr. Andrea Bernardini, was schief läuft:
„Unser Problem ist, dass wir bei den Tätigkeiten, die wir für den österreichischen Staat ausführen – das sind Gerichtsverhandlungen oder schriftliche Übersetzungen von Rechtshilfeersuchen – seit 13 Jahren keine Erhöhung mehr erlebt haben. Dass die Tarife vorher auch schon schlecht waren, weil sie eigentlich für Personen, beispielsweise für Beamte, die während der Dienstzeit etwas getan haben, gedacht waren. Das Aufkommen an Gerichtsaufträgen hat sich vervielfacht, die Zahl der Gerichtsdolmetscher hat sich halbiert. Und da ist jetzt nicht der Effekt eingetreten, der auf dem Markt eintreten würde, dass bei größerer Nachfrage der Preis höher wird, diesen Effekt vermissen wir. Sondern ganz im Gegenteil: Wir sind auf die Gerichtstarife, die im Gebührenanspruchsgesetzt von 1975 drinnen stehen, angewiesen. Damals war die Welt noch in Ordnung, mittlerweile hat sie sich stark verändert.“
Der Altersschnitt ihrer Kolleginnen und Kollegen liegt mittlerweile bei rund 60 Jahren, weil sich kaum junge Akademiker finden, die sich bei den schlechten Rahmenbedingungen für den Beruf interessieren. Mittlerweile sind für alle Sprachen nur 63 Dolmetscher gerichtlich qualifiziert...